Vor einer Woche bin ich aus Spanien zurück gekommen. Ich habe am 13.07.2018 Santiago de Compostella erreicht und somit meinen Jakobsweg offiziell beendet. Allerdings war dieses Ende eher ernüchternd: Ich stand vor der großen Kathedrale in Santiago und konnte nicht begreifen, dass ich wirklich da bin und tatsächlich 815 km über den Camino del Norte (einer der Jakobswege in Spanien) hinter mich gebracht und keine Antwort auf die Frage gefunden zu haben, was ich denn nun mit meinem Leben anstellen möchte.

Ihr wundert Euch sicherlich, dass dies eine der Fragen war, die ich mit auf meinen Jakobsweg genommen habe. Ja, es gibt einen Wendepunkt in meinem Leben, von dem ich bisher noch nichts berichtet habe. Es wird sich viel hier und bei mir ändern. Ich habe mich dazu entschieden meine Arbeit aufzugeben. Ohne diese Entscheidung wäre es auch nicht möglich gewesen, überhaupt 8 Wochen zu reisen. Von diesen 8 Wochen habe ich 5 Wochen auf dem Jakobsweg und die restliche Zeit in Santiago, Madrid, Barcelona und Valencia verbracht.
Meine Frage hat sich nicht abschließend beantwortet. Ich bin genauso ratlos wie vorher, habe aber viele neue Fragen und Erlebnisse mitgebracht, die ich erstmals verdauen muss.

Mein Weg ist noch nicht zu Ende, er hat gerade erst begonnen. Man sagt, dass der Jakobsweg einem genau das gibt, was man braucht und nicht das was man will. Ich wollte Antworten, habe aber nur neue Fragen gefunden. Dazu habe ich wunderbare Menschen kennengelernt, die ich hoffentlich in meinem Leben behalten werde. Ich glaube, genau das hat mir in meinem Leben gefehlt.
Mein Leben bestand zum Schluss nur noch aus Arbeiten und dem Versuch mich von dieser in meiner begrenzten Freizeit zu erholen. Ich selbst bin dabei genauso auf der Strecke geblieben wie die Menschen in meinem Leben und meine Hobbies. Anscheinend waren die Menschen in meinem Leben alleine nicht genug. Der Weg hat mir gezeigt, dass ich offener sein sollte. Ich habe direkt an meinem ersten Tag auf dem Weg 15 wunderbare Menschen kennengelernt, jeder für sich einzigartig, liebenswürdig und jeweils eine tolle Person. Die meisten habe ich tatsächlich am Ende meines Weges noch einmal treffen dürfen. Ich weiß, dass ich nicht mit allen in Kontakt bleiben werde, aber jeder wird einen Platz in meinem Herzen behalten. Wer mich kennt weiß, dass dies etwas ganz besonderes ist. Normalerweise lasse ich niemanden in mein Leben.

Nun sitze ich hier, versuche einen neuen Blogbeitrag zu schreiben und scheitere schon an den ersten paar Zeilen. Ich habe Tränen in den Augen. Nicht, weil ich traurig bin, sondern weil ich einfach mit so viel Liebe und Erlebnissen erfüllt bin, dass ich es nicht in Worte fassen kann.
Ich bin zurück, wenn auch nicht komplett… Meine Gedanken sind noch auf dem Weg. Natürlich habe ich meinen ersten Jakobsweg beendet. Aber nun ist es Zeit mich auch zu verändern. Körperlich bin ich bereits verändert. Ich habe 10 kg abgenommen. Ich bin sportlicher geworden, kann nicht mehr still sitzen und war bereits zwei mal diese Woche im Fitnessstudio. Für Euch vielleicht kein großes Ding, für mich allerdings schon.
Ich muss mich neu finden, habe mir Ziele gesetzt, von denen ich nicht weiß ob ich sie erreichen kann. Allerdings hat mich mein Weg gelehrt, dass ich alles erreichen kann was ich nur will. Die Grenzen setze ich mir nur selbst in meinem Kopf. Ich muss sie überwinden und aus mir heraus kommen.
Ich versuche die nächsten Wochen Zuhause anzukommen. Das ist gar nicht so einfach. Ich bin zwar da, aber halt nicht mehr so wie ich gefahren bin. Ich bin nicht nur körperlich eine andere, sondern auch geistig.
Mein Weg, den ich gehen werde wird mitunter steinig sein. Ich weiß, dass ich über mich selbst herauswachsen kann und muss. Ich freue mich darauf!
Nach dem Jakobsweg ist vor dem Jakobsweg… Wer weiß, vielleicht bleibt der Camino del Norte nicht der einzige Jakobsweg den ich in diesem Jahr gehen werde.

Jakobsweg ... Was kommt jetzt?
Kennt Ihr das Gefühl, eine Reise gemacht zu haben, die erst beginnt wenn Ihr wieder zuhause angekommen seid?

1 Kommentare
Mr. Reloves
Sei stolz auf dich. Denn ausser dir weiss keiner, wie viele Tränen, Mut, Kraft und Vertrauen es gekostet hat, dort zu stehen, wo du heute bist.