Zuerst vorweg: Ich bin keine Ärztin oder Therapeutin. Was ich im folgenden schreiben werde ist lediglich mein Erleben von Corona und Depression. Meine Tipp´s bzw. Herangehensweisen klappen für mich, dass heißt aber leider nicht, dass sie auch 1:1 für Dich funktionieren müssen. Meine Schilderungen sollen Dir einen Einblick in meinen Alltag mit Depression und der Sozialisolierung geben. Vielleicht hast Du ja einen Tipp für mich, dann schreib mir gerne zurück!
Corona und Depression – zwei Dinge die nicht wirklich zusammen funktionieren. In der Therapie bringen sie dir als erstes bei, dass du in einem Teufelskreis lebst, den du durchbrechen musst. Dieser beinhaltet, dass du dich von der Welt abkapselst und dass du das bei einer Depression durchbrechen sollst.
Durchbrechen und Corona passt beides überhaupt nicht zusammen! Deshalb habe ich in den letzten drei Wochen die Hölle durchlebt um nicht wieder in ein tiefes Depressionsloch zu fallen. Ich bin gestürzt, aber hänge noch am Abgrund und kann mich halten. Wie ich das geschafft habe, zeige ich Dir nun:

1. Sport!
Gar nicht so leicht, wenn man lieber mit dem Hintern auf der Couch sitzen möchte, so wie gefühlt alle, die nun zuhause sind. Aber genau das ist das schlimmste, was ich nun tun kann. Das würde bedeuten, dass ich meiner Depression Raum gebe und das darf nicht passieren. Also hoch von der Couch und schnapp Dir Dein Handy. Inzwischen ist YouTube voll von Sportvideos. Wichtig ist dabei, dass Du Dich nicht selbst überforderst. Es soll Dir Spaß machen und gute Laune. Mir helfen die Videos von: Popsugar Fitness. Ich suche mir meist ein 30 minütiges Tanz-Workout. Schaffst Du keine 30 Minuten, so ist das nicht schlimm, aber ich verrate Dir ein Geheimnis: Zuhause sieht niemand, wie bescheuert Du beim Workout aussiehst, du kannst anziehen was du willst, sein wer du willst und einfach „abspacken“ (sorry aber mir fällt kein besseres Wort dafür ein!).
Tanzen mache ich im Wechsel mit Freeletics, das habe ich schon vor Corona für mich entdeckt, denn ich bekomme mich einfach nicht motiviert ins Fitnessstudio zu gehen. Freeletics klappt für mich aber sehr gut, denn ich kann es in meinen Alltag einbauen, es fordert mir, ich hasse es, aber es liefert nun mal gute Ergebnisse und lenkt mich ab.
2. Gutes Essen!
In Zeiten von Corona nicht so einfach, aber ich versuche eben nicht den Frustfressattacken, die ich bei meiner Depression bekomme, nachzugeben, sondern esse bewusst und kaufe entsprechend ein. Einkaufen ist im Moment ein Graus für mich. Ich habe Angst, Panik und mag nicht vor die Tür gehen. Corona und Depression bringen mich in Bezug zum Einkaufen an meine Grenzen. Generell mag ich es sowieso nicht, wenn mir Menschen zu nah kommen. Mein Tanzbereich ist größer, als der eines gesunden Menschen. Aber nun habe ich tatsächlich Angst vor anderen Menschen und das sie mir zu nah kommen könnten. Das ist im Supermarkt nicht so einfach, denn da sind die Gänge eng, die Menschen achten irgendwie nicht darauf, dass die Distanz auch im Supermarkt gelten soll! Doch wie bringe ich gutes Essen, Corona und Depression unter einen Hut? Ich gehe Abends kurz vor Geschäftsschluss einkaufen, aber wirklich nur, was mir zum kochen fehlt. Als die ganze Hysterie um die Hamsterkäufe los ging hat mich das unruhig gemacht, ich hatte tagelang ein ungutes Gefühl, weil wir eben nur von Tag zu Tag einkaufen gegangen sind, damit ich keine Fressattacken bekommen kann, bzw. einfach nichts im Haus ist, was ich sinnlos in mich hineinstopfen kann. Ja, du liest richtig: Ich habe auch gehamstert und das war das Beste was ich machen konnte, ich habe mich dadurch beruhigt und kann nun aus den Vollen schöpfen und jeden Tag etwas leckeres kochen.
3. Genieße den Sonnenschein!
Setz dich ein paar Minuten oder länger in die Sonne, auf dem Balkon, in den Garten oder mach es wie ich früher, einfach vor das offene Fenster in das gerade die Sonne scheint. Lies dabei ein Buch, höre ein Hörbuch oder mach was immer dir gut tut. Scheint mal nicht die Sonne, ist das auch nicht schlimm, beobachte den Regen oder einfach die Natur. Das hat auch seinen Reiz und kann auf andere Gedanken bringen.
4. Schreib mal wieder!
Aber keine WhatsApp – keine SMS und keine E-Mail. Nimm Dir einen Stift und ein Blatt und schreibe einem lieben Menschen einen Brief. Das ist eine tolle Geste, die Dir gut tun wird und jemand anderen eine Freude bereiten wird. Du musst dafür auch nicht in ein Postamt gehen um deine Karte abzusenden. Wohnst Du nicht wie ich auf dem Dorf, so hat deine nächste Postfiliale einen Briefmarkenautomaten, den Du nutzen kannst um Marken zu kaufen.
5. Videotelefonie!
Corona und Depression bedeutet für mich, dass ich mich sehr schnell noch einsamer fühle als in Nicht-Corona-Zeiten. Also ist dies eine tolle Möglichkeit, liebe Menschen zu sehen und trotzdem von ihnen distanziert zu sein.

6. Spazieren gehen!
Aber bitte mit Abstand! Auch das ist etwas, was in Zeiten von Corona noch (so lange wir keine Ausgangssperre bekommen) möglich ist um der Depression Einhalt zu geben.
7. Ausmisten, aufräumen und Co.!
Ausmisten ist etwas, dass glücklich macht. Ich habe damit noch nicht angefangen, denn ich weiß das ich so viel ausmisten werde, dass ich hier anstelle von Ordnung, erstmals Unordnung schaffe und das würde mich in den Wahnsinn treiben. Ich warte damit bis eine Entspannung der Lage absehbar ist und ich dann zum Recycling-Hof fahren kann. Aber ausmisten und aufräumen kann man auch seinen Geist. Ich versuche allen negativen Gedanken einfach keinen Raum zu geben und mir stattdessen etwas positives zu geben. Also habe ich alle meine Social-Media-Accounts aufgeräumt und bin Accounts entfolgt, die mir einfach nichts mehr geben. Das tut nicht weh und kann sehr befreiend sein.
8. Leg das Handy weg!
Ja ok, unter Punkt 7 habe ich von aufräumen und ausmisten gesprochen, aber auch von negativen Gedanken. Bei mir kommen die schlimmen Gedanken, die man nun mal bei einer Depression hat und auf die ich nicht eingehen möchte meist, wenn ich zu viel durch das Internet surfe. Ich heule, bin down und alles ist furchtbar. Damit das nicht passiert, habe ich aufgehört Instagram-Stories zu schauen, oder Google News zu lesen. Mir persönlich ist das zu viel und ich möchte diese Corona-Informationsflut einfach nicht! Mr. Reloves versorgt mich mit den relevanten Informationen, das hilft mir ungemein. Corona und Depression kann auch in diesem Punkt funktionieren, wenn man sich auf eine Informationsquelle fokussiert. Du musst nicht den ganzen Tag News Channel anhaben oder dir anschauen wie furchtbar es anderen im Home-Office geht und wie sehr sie die Situation hassen. Besinn Dich auf Dich und wie Du Deine Situation verbessern kannst. Egal was andere sagen oder treiben, sie haben keine Ahnung wie es Dir geht und Du bist der- oder diejenige die alles verbessern kann. Um dennoch informiert zu bleiben empfehle ich einmal am Tag die „Tagesschau in 100 Sekunden“ auf www.ard.de. Dort wirst Du über alles wichtige informiert und kannst Dich ansonsten den Rest des Tages mit schönen Dingen beschäftigen.
9. Schlechte Tage sind ok!
Nicht jeder Tag ist ein guter Tag, nicht jeder Tag läuft so, wie ich es mir vornehme. Auch das ist ok und der erste Schritt zur Verbesserung ist, dies einfach zu akzeptieren. Ich schreibe mir keine To-Do-Listen mehr, denn schaffe ich nicht alle Punkte bin ich genervt und sauer auf mich. Ich überlege mir stattdessen am Ende des Tages was ich alles geschafft und erreicht habe. Das macht mich glücklich und zeigt mir, dass mich meine Depression nicht gefangen hält.
10. Tanz!
Ist dir peinlich? Nicht schlimm! Es sieht niemand und egal welche Musikrichtung, egal was dir gefällt, es ist deine Musik und du liebst sie. Also mach sie an und tanz durch die Wohnung! Es macht Spaß und lenkt dich ab.

So, nun entgegen allen Ratschlägen aller Ärzte und Therapeuten als Schlusswort:
Distanzier dich, aber gebe der Depression keinen Raum und sorge so mit mir dafür, dass diese für uns alle schlimme Situation schnellstmöglich überstanden ist.
Nun noch etwas, dass mir am Herzen liegt, auch wenn ich es bisher in meinem Leben noch nicht in Anspruch genommen habe:
https://www.telefonseelsorge.de/
Sollte es Dir in diesen schlimmen Zeiten schlecht gehen, Du dich selbst verletzten, Stimmen hören oder anderen etwas antun bzw. Dein eigenes Leben beenden wollen, so ruf bitte direkt um Hilfe und einen Arzt an!
Corona und Depression – Wir schaffen es gemeinsam! Auch wenn wir distanziert sind, wir sind nicht alleine!
Bei den verwendeten Bildern handelt es sich um Stockbilder der Seite Pixabay.
1 Kommentare
Nathalie
Super geschrieben und du triffst es auf den Punkt.
Wir dürfen einfach nicht vergessen, das Leben zu lieben und uns viele schöne Momente schaffen. Gerade in dieser, für alle, schweren Zeit.
Bleib gesund!
Liebe Grüße
Nathalie